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Fall des Monats

Hier stellen wir Ihnen jeden Monat einen neuen interessanten Fall aus unserer Kleintierpraxis vor.


Borreliose – Nierenentzündung beim Hund | 01.08.2014

Der zweijährige männliche kastrierte Golden-Retriever Fluffy wurde uns vorgestellt, weil den Besitzern aufgefallen war, dass Fluffy seit 2-3 Wochen größere Mengen Urin absetzte und auch mehr trank als gewöhnlich. Weiters hatte er immer wieder Durchfall.

Die Besitzer wurden gebeten, eine Harnprobe von Fluffy zu bringen, um die Ursachen für sein auffälliges Trinkverhalten abzuklären, gleichzeitig wurde ein großer Blutcheck durchgeführt. Bei der Harnanalyse fiel auf, dass der Harn sehr viel Eiweiß enthielt. Eiweiß ist ein wichtiger Baustein des Organismus und wird normalerweise nicht ausgeschieden. Größere Mengen im Harn legen daher meist eine Schädigung der Nieren nahe. Die Blutuntersuchung bestätigte den Eiweißverlust. Fluffys Blut-Eiweißwert war stark erniedrigt. Außerdem zeigten sich eine leichte Erniedrigung der roten Blutkörperchen und eine Erhöhung bestimmter Entzündungszellen, die ein Zeichen für allergische Reaktionen, für Parasitenbefall, aber auch für Tumore sein können.

Die Besitzer wurden gebeten, den Kot von 3 auf einander folgenden Tagen zur Analyse zu bringen. Wir entschieden uns zu diesem Zeitpunkt, obwohl noch keine definitive Diagnose feststand, für den Einsatz eines Antibiotikums. Fluffys Nieren waren bereits geschädigt – die wahrscheinlichsten Ursachen hierfür sind Infektionen, Vergiftungen oder degenerative Erkrankungen der Nieren. Auf eine Vergiftung deutete nichts hin, degenerative Erkrankungen sind beim jungen Hund selten. Daher war für uns eine Infektionserkrankung das wahrscheinlichste Szenario. Mit der Einnahme des Antibiotikums besserte sich Fluffys Symptomatik schlagartig. Die Kotuntersuchung hatte kein abnormales Ergebnis erbracht.

Einige Tage später wurde bei Fluffy im Zuge der Kontrolle ein Bauchultraschall durchgeführt, bei dem sich zeigte, dass die Nieren beidseits Entzündungszeichen aufwiesen. Wir fragten Fluffys Besitzer, ob sie öfter Zecken auf ihm gefunden hätten, was tatsächlich der Fall war. Durch das Ansprechen auf die Antibiotika und unsere bisherigen Untersuchungsergebnisse führten wir einen Screeningtest auf Borreliose durch. Dieser zeigte ein positives Ergebnis. Um auch eine Verlaufskontrolle zu haben, wurde im Labor die genaue Höhe des Antikörpertiters gegen Borrelien getestet. Auch dieser Wert war stark erhöht, was für eine akute Infektion sprach.
Die Diagnose lautete also Lyme-Nephritis, eine durch Borrelien ausgelöste Entzündung der Nieren.

Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Erkrankung bei Hunden und Menschen. Rund 90% der Hunde hatten bereits Kontakt mit Borrelien. Die meisten davon können die Erreger aus dem Körper eliminieren, ohne zu erkranken. Nur ein geringer Teil der Hunde entwickelt auch Symptome einer Krankheit. Die Borrelien werden durch eine bestimmte Zeckenart übertragen. Erkrankte Tiere zeigen anfangs meist hohes Fieber, Abgeschlagenheit, fehlenden Appetit und deutliche Krankheitssymptome. Wochen bis Monate später führen die Borrelien zu Gelenksentzündungen. In der Regel sind mehrere Gelenke betroffen. Die Tiere zeigen geschwollene, schmerzhafte Gelenke, oft an mehreren Beinen. Eine sichere Diagnose kann nur durch eine Gelenkspunktion und den Nachweis von Borrelien im Gelenk stellen.

Diese Gelenksentzündungen sind durch eine mehrwöchige Gabe von Antibiotika gut therapierbar. Sehr selten führt die Infektion mit Borrelien auch zu Nierenentzündungen, Herzmuskelentzündungen oder Gehirnhautentzündung. Hier sind vor allem die im Körper gebildeteten Immumkomplexe für die starke Entzündungsreaktion der Organe verantwortlich. Es zeigte sich in Untersuchungen, dass Golden- und Labrador Retriever ein erhöhtes Risiko haben, an dieser Form der Borreliose zu erkranken.

Fluffy wurde daraufhin auf ein spezielles, gegen Borrelien gerichtetes, Antibiotikum gesetzt. Zusätzlich wurde ein Medikament verschrieben, das die Nierendurchblutung anpasst und damit den Eiweißverlust etwas reduzieren kann.
Fluffy wird weiterhin genau und sehr engmaschig kontrolliert werden müssen, da der Schaden an den Nieren leider nicht wieder gutzumachen ist, man kann lediglich ein schnelles Fortschreiten der Krankheit verhindern.
Fluffy zeigt zurzeit keine Symptomatik – es geht ihm sehr gut. Dass seine Erkrankung in einem derart frühen Stadium erkannt wurde, ist auch seinen Besitzern zu verdanken.

Obwohl Fluffy keine sehr offensichtlichen Krankheitssymptome zeigte, waren sie bereit, alle erforderlichen Untersuchungen durchführen zu lassen. Wenn die Infektion längere Zeit unentdeckt und unbehandelt geblieben wäre, wäre es zu einer schnell fortschreitenden Zerstörung der Nieren gekommen. Fluffys Lebenserwartung wäre unter diesen Umständen sehr begrenzt gewesen.

In Ostösterreich sind die Zecken (Ixodes ricinus, gem. Holzbock) in hohem Maße mit Borrelien infiziert. Um genügend Bakterien übertragen zu können, müssen sie allerdings mindestens 12-24 Stunden am Hund festsitzen und Blut saugen.
Daher kann man durch eine gute Zeckenprophylaxe die Erkrankung meist verhindern. Diese Präparate gibt es mittlerweile in vielen unterschiedlichen Verabreichungsformen – sei es als das bekannte Mittel zum Auftropfen auf die Haut, neu, als Tablette mit dreimonatiger Wirkung, oder als Halsband- es ist also für jeden Hund etwas dabei. In Jahren mit warmen Wintern sollte die Zeckenprophylaxe das ganze Jahr durchgehend verabreicht werden. Wichtig ist es, darauf zu achten, wie lange das jeweilige Zeckenmittel wirkt, um keine Pausen entstehen zu lassen.

Bei Hunden, die oft Baden gehen, wegen einer Hautkrankheit oft gebadet werden müssen, oder auf die Tropfen mit Reizungen der Haut reagieren, empfiehlt sich die neue Tablette (Bravecto). Präparate, die beim Tierarzt erhältlich sind, sind in der Regel wirksamer, als im Zoofachhandel angebotene Produkte, die meist nur durch Abwehr über Duftstoffe wirken.

Ebenfalls erhältlich ist eine gut verträgliche Impfung gegen Borreliose, die mittlerweile viele Borrelienstämme abdeckt. Hier nimmt die saugende Zecke die Impf-Antikörper bei ihrer Blutmahlzeit auf. Dadurch werden die Borrelien schon in der Zecke inaktiviert. Was eine weitere Vermehrung der Bakterien und die Ansteckung verhindert.


Wir beraten Sie sehr gerne, welches Mittel das Richtige für Ihren Liebling ist, um ihn vor dem Befall mit Zecken und anderen Parasiten zu schützen – und von Parasiten übertragene Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen.

Übergewicht beim Hund. | 30.06.2014

Der 5-jährige, kastrierte Golden Retrieverrüde Joey wurde uns vorgestellt, weil den Besitzern aufgefallen war, dass er in den letzen Monaten beim Spaziergehen zurückfiel und auch weniger Interesse am Spielen mit seinen Besitzern hatte. Die Besitzer berichteten weiters, dass er beim Fressen sehr wählerisch geworden war, und sein gewohntes Trockenfutter nicht mehr annahm.


Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich eine Gewichtszunahme von sieben Kilogramm seit der letzten Untersuchung vor etwa einem Jahr, er wog 39 kg. Seine Rippen waren nicht mehr tastbar, und auch seine Taille hatte er verloren. Seine Hüftgelenke und sein Rücken waren schmerzhaft, sein Herzschlag war beschleunigt und er hechelte während der gesamten Untersuchung.
Daraufhin wurde der Besitzer eingehend über die Fütterung seines Lieblings befragt. Es stellte sich heraus, dass durch berufliche Veränderungen nun beide Besitzer für Joeys Mahlzeiten zuständig waren, der Besitzer konnte also alleine nicht beantworten, wieviel Joey wirklich am Tag zu fressen bekam. So wurde der Besitzer mit einer Hausaufgabe entlassen - er sollte für die nächsten Tage eine Art Tagebuch führen, wie viel der Hund über den Tag zu fressen bekam, inklusive aller Leckerlis.

Es wurde –parallel dazu- eine Blutuntersuchung durchgeführt, die einen Test auf Schilddrüsenunterfunktion inkludierte. Der Besitzer wurde gebeten, uns einen Morgenharn vorbeizubringen, um einen Morbus Cushing auszuschließen- beide Erkrankungen könnten der Grund für Joeys Übergewicht sein - aber alle Tests verliefen negativ. Es zeigte sich lediglich ein erhöhtes Cholesterin.

Eine Woche später kehrte der Besitzer mit der Futterliste zurück. Joey erhielt zweimal täglich seine Ration Trockenfutter, gemischt mit Topfen oder Schinken, da er sie sonst nicht fraß. Wenn die Besitzer in die Arbeit gingen, erhielt er einen Knabbersnack zur Beschäftigung, wie zum Beispiel einen Rinderhautknochen aus dem Handel.
Nachmittags, wenn die Besitzerin von der Arbeit zurückkam, war Joeys großer Spaziergang angesagt, währenddessen erhielt er für braves Verhalten immer wieder kleine Belohnungsleckerlis. Danach, beim Abendessen, hatte Joey bereits seine Position am Esstisch eingenommen und wartete sehnsüchtig auf einen kleinen Happen. Den gab es dann auch, etwa in Form eines Fettrandes vom Schinken oder von zwei Löffeln Joghurt, die der Rüde gierig verschlang. Bei Joeys eigentlichem Abendessen war der Appetit weniger ausgeprägt vorhanden, hier musste wieder mit Schinken oder Hüttenkäse nachgeholfen werden.

Nach Berechnung von Joeys Kalorienbedarf und seiner Kalorienzufuhr zeigte sich ein deutliches Ungleichgewicht- Joey bekam für sein Gewicht, für sein Alter und für seine Aktivitäten einfach viel zu viel zu fressen.

  • Die Trockenfuttermenge, die Joey pro Tag bekam, deckte seinen Energiebedarf bereits völlig ab. Sie lag sogar etwas über seinem tatsächlichen Bedarf, was auch der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass Joey, wie von den Besitzern berichtet, anfangs einen Teil des Futters stehen gelassen hatte.
  • Durch die Streckung mit Topfen, Schinken oder Hüttenkäse wurde der Kaloriengehalt der Mahlzeit deutlich gesteigert, alleine zwei Esslöffel 20-prozentiger Topfen haben etwa 60 kcal.
  • In dem vermeintlich linienfreundlichen Rinderhautknochen mit 190g versteckten sich etwa 700 kcal, womit der tägliche Kalorienbedarf eines etwa 25kg Hundes bereits zu über 60 % gedeckt ist!
  • Die fünf bis zehn knochenförmigen Leckerlis, die die Besitzerin beim Spazierengehen verwendete, schlugen mit weiteren 150 kcal zu Buche.
  • Der Fettrand des Schinkens (ca. 30g) beinhaltete 255 kcal. Aus dieser Rechnung ergab sich, dass Joey mehr als 40% zuviel kcal zu sich nahm.


Mit den Besitzern wurde ein Diätplan erstellt, den Besitzern wurde ein medizinisches Diätfuttermittel als Alleinfutter vorgeschlagen. Dieses hat den Vorteil, durch den erhöhten Eiweißgehalt ein Sättigungsgefühl hervorzurufen, um Hungerattacken möglichst zu vermeiden. Der hohe Eiweißgehalt verhindert auch einen Muskelabbau während der Diät. Den Besitzern wurde empfohlen, sich die berechnete Tagesration für Joey abzumessen, und die Leckerlis für die Spaziergänge aus dieser Tagesration zu entnehmen.

Der Rüde fraß das für ihn neue Futter in den ersten zwei Tagen sehr gerne, dann allerdings verweigerte er das Futter zusehends und begann, penetrant am Tisch zu betteln. Daraufhin wurde noch einmal das Fütterungsregime hinterfragt, und es stellte sich heraus, dass die Besitzer Joeys Futter den ganzen Tag stehen ließen, wenn er es verweigerte. So lernte Joey, das für den Notfall ohnehin immer eine Ration bereit stand und versuchte, Abwechslung in seinen Speiseplan zu bringen.

Nachdem die Besitzer das Futter, nachdem es zehn Minuten angeboten wurde, wieder entfernten, und erst einige Stunden später wieder anboten, stellte sich Joeys Appetit schnell wieder ein. Normalerweise hilft ein Mehr an Bewegung beim Gewichtsverlust, aber – bedingt durch Joeys Gelenksschmerzen- musste hier sehr vorsichtig vorgegangen werden. Neben einer Futterergänzung, die die Knorpel- und Gelenksgesundheit unterstützten, wurde empfohlen, mit dem Rüden Schwimmen zu gehen, solange ihn das nicht überlastete.
Die Besitzer kamen einmal in der Woche, um Joeys Gewicht zu kontrollieren, und hier zeigte sich eine langsame, stetige Gewichtsabnahme. Der Rüde war bereits deutlich munterer als zuvor, er freute sich wieder auf seine Spaziergänge.

Bereits ein Drittel aller Hunde ist übergewichtig, rund zwanzig Prozent davon bereits adipös, d.h. fettsüchtig. Das stellt in keinster Weise nur ein kosmetisches Problem da, sehr viele Krankheiten ließen sich durch Normalgewicht verhindern. So fördert Übergewicht massiv das Auftreten von Gelenkserkrankungen, auch in Joeys Fall hatten sich seine Arthrosen durch das Übergewicht deutlich verschlechtert. Sehr häufige Folgen sind auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und Lebererkrankungen. Es konnte weiters gezeigt werden, dass dicke Hunde vermehrt zu Tumorerkrankungen neigten als normalgewichtige Hunde. Generell leben übergewichtige Tiere im Vergleich zwei Jahre kürzer als normalgewichtige Hunde.

Als Besitzer kann man zuhause einen Blitzcheck durchführen, ob sein Liebling zu dick ist – bei kurzhaarigen Hunden sollten die Rippen leicht sichtbar sein, bei langhaarigen Hunden beim Streicheln leicht spürbar. Es sollte eine deutliche Taille vorhanden sein. Bei der Fütterung sollte bedacht werden, Leckerlis von der Tagesration abzuziehen, da sich hier richtige Kalorienbomben verstecken können.

Im Zweifelsfall beraten wir sie gerne über das Idealgewicht ihres Lieblings und – falls erforderlich – über die Möglichkeiten, sein Gewicht langfristig zu reduzieren.

Bezoar (Haarballen) in Paulchens Magen | 29.05.2014

Das kastrierte Langhaar-Meerschweinchen Paulchen wurde uns vorgestellt, weil es seit einem Tag deutlich weniger Appetit hatte und sich kaum bewegte. Sein weibliches Partnerschweinchen zeigte unveränderten Appetit und war auch im Verhalten normal. Die Besitzerin fütterte ihre Meerschweinchen vorbildlich. Gutes Heu stand den ganzen Tag zur Verfügung, ebenso wie frisches Wasser aus einer Nippeltränke, dem Vitamin C zugesetzt wurde. Die zwei Meerschweinchen bekamen Science Selective Heupellets, ein Alleinfutter, das keine Körner enthält, und frisches Gemüse in Maßen. Die Besitzerin hatte an der Fütterung in den letzten Monaten nichts geändert. Paulchens Kotabsatz konnte die Besitzerin nicht beurteilen, da die zwei Meerschweinchen zusammen in einem Gehege gehalten wurden.

Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich der sonst lustige Paulchen sehr matt. Sein Bäuchlein war stark aufgebläht und schmerzte beim Abtasten. Die Untersuchung der Zähne ergab keine Besonderheiten, Paulchen war ausgetrocknet, da er auch seit einem Tag nichts getrunken hatte. Der Bauch war sehr schmerzhaft und aufgegast. Es wurde ein Röntgen angefertigt, das zeigte, dass Paulchens Magen sehr stark gefüllt und groß war, auch die restlichen Darmteile waren vermehrt mit Gas gefüllt. Aufgrund des Vorberichtes und der Symptome stellten wir die Verdachtsdiagnose - Bezoar, also einen Fellknoten im Magen-Darmtrakt.

Diese sind bei Meerschweinchen und Kaninchen sehr häufig, vor allem bei langhaarigen Tieren. In Zeiten des Fellwechsels werden vermehrt Haare beim Putzen aufgenommen. Meerschweinchen und Kaninchen können durch eine anatomische Besonderheit nicht erbrechen, was dazu führt, dass sich die Fellhaare im Magen ansammeln und große Ballen bilden. Diese reizen die Magenschleimhaut, führen zu Schmerzen und Entzündung, worauf die Tiere aufhören zu fressen. Eine geregelte Verdauung bei Meerschweinchen und Kaninchen funktioniert nur mit regelmäßiger Nahrungsaufnahme. Ist diese nicht gewährleistet, kommt es zu einem starken Wachstum unerwünschter Bakterien im Darm, welche Gase und Giftstoffe produzieren. Dadurch kommt es zur Entzündung weiterer Darmabschnitte, was in einen Teufelskreis mündet. Solange die Haarballen im Magen nicht zu groß sind können sie mit dem Kot ausgeschieden werden. Oft sieht man hier Pemmelchen, die wie an einer Perlenkette durch die Haare miteinander verbunden sind.

Paulchen wurde wegen seines schlechten Allgemeinzustandes stationär aufgenommen, er erhielt Infusionen, um den Mageninhalt aufzuweichen und seinen Kreislauf zu stabilisieren. Er wurde mit einem speziellen Futterbrei stündlich zwangsgefüttert, um die Darmeristaltik wieder in Gang zu bringen, was eine der wichtigsten Maßnahmen in solchen Fällen darstellt. Zusätzlich wurden ein Schmerzmittel, ein Magenschutz und die Peristaltik anregende Medikamente injiziert. Es wurde mehrmals täglich frischer Ananassaft ins Mäulchen eingegeben, dessen Enzyme dabei helfen, den Bezoar aufzulösen. Dieses Prozedere wurde in der Nacht von der Besitzerin zu Hause kontinuierlich fortgeführt, zusätzlich wurden leichte Bauchmassagen verordnet, sofern das Meerschweinchen dabei kein Unwohlsein zeigte.

Paulchens Befinden besserte sich nur sehr langsam, am zweiten Tag der Therapie setzte er einige winzige, trockene Pemmelchen ab. Am vierten Tag setzte Paulchen eine lange, mit Haaren verbunden Kette von Kot ab, danach ging es mit ihm rasch bergauf, die Therapie und das Zufüttern konnten nach einer Woche langsam reduziert werden.

Haarballen im Magen-Darmtrakt von Meerschweinchen und Kaninchen kommen relativ häufig vor, in den meisten Fällen sprechen die Patienten gut auf eine medikamentelle Therapie an, wenn die Erkrankung rasch erkannt wird. In den seltensten Fällen ist eine chirurgische Entfernung des Bezoars nötig. Wenn irgendwie möglich, sollte diese vermieden werden, da das ohnehin erhöhte Narkoserisiko durch die Erkrankung noch weiter ansteigt.

Dieser Fall zeigt, dass auch bei optimalen Haltungsbedingungen Magen-Darm Erkrankungen beim Meerschweinchen nicht zu verhindern sind. Der Besitzerin wurde geraten, Paulchen während des Fellwechsels täglich zu kämmen, um eine übermäßige Fellaufnahme zu verhindern.

Bei Meerschweinchen und Kaninchen, die nicht fressen wollen, ist immer eine ernste Erkrankung anzunehmen! Die Tiere können, durch die oben erwähnten Krankheitsmechanismen, sehr schnell in einen lebensbedrohlichen Zustand gelangen und sollten daher schnellst möglich dem Tierarzt vorgestellt werden.

Darmfremdkörper bei Katze Lilo | 03.05.2014

Die einjährige Katze Lilo wurde uns vorgestellt, weil sie seit einigen Tagen nicht bei Appetit war und erbrach. Sie war matt, die Partnerkatze und der Partnerhund im gleichen Haushalt hatten keine Symptome. Der Besitzer war sich nicht sicher, ob Lilo Kot abgesetzt hatte, weil die zwei Katzen sich die Katzenklos teilten. Der Tierbesitzer konnte nicht ausschließen, dass die Katze einen Fremdkörper aufgenommen hatte.


Bei der Untersuchung zeigte Lilo eine erhöhte Körpertemperatur, sie war ausgetrocknet, im Bauch konnte kein Fremdkörper getastet werden. Die durchgeführte Blutuntersuchung zeigte keine Auffälligkeiten, auch ein Schnelltest auf Bauchspeicheldrüsenentzündung verlief negativ.  Lilo erhielt einen Venenzugang, es wurde Flüssigkeit zugeführt, ein Magenschutz und ein Mittel gegen Erbrechen, das die Peristaltik aber nicht beeinflusst, wurden appliziert. Sie wurde über Nacht nach Hause entlassen und für den nächsten Tag wiederbestellt.


Am nächsten Tag hatte sich Lilos Befinden deutlich verschlechtert, die Schleimhäute hatten eine blasse Farbe angenommen. Daher wurden Röntgen des Bauchraums angefertigt, um einen Fremdkörper auszuschließen. Dabei zeigte sich eine Aufgasung im Dünndarmbereich, die sehr auf einen Darmverschluss hindeutete. Bei Fremdkörpern im Darm, die das Darmlumen einengen oder gänzlich verschließen, bildet sich vor dem Fremdkörper sehr häufig eine Gasblase, die am Röntgen sichtbar ist. Oft ist zur sicheren Diagnose eine Kontrastmittelstudie oder ein Ultraschall nötig.

In Lilos Fall war das Röntgen eindeutig, sodass sofort eine Notoperation durchgeführt wurde. Der Dünndarm zeigte sich bis zu einer scharf abgegrenzten Stelle erweitert und gerötet, hinter dieser Stelle war der restliche Darm normal. Im Darm selbst konnte ein ca. drei Zentimeter großes, hartes Gebilde getastet werden. Der Dünndarmabschnitt wurde über dem Fremdkörper eröffnet, und ein hartes Plastikstück wurde aus dem Darm entfernt. Der Besitzer identifizierte das Plastikstück als Teil einer Schuhsohle, die der Hund im gemeinsamen Haushalt ein paar Tage zuvor zerbissen hatte. Der Darm wurde nach sorgfältiger Prüfung, ob bleibende Schäden vorhanden waren, wieder zugenäht. Es wurde eine sogenannte Dichtheitsprobe durchgeführt, bei der sich zeigte, dass kein Darminhalt aus der genähten Stelle austrat.

Lilo wachte sehr gut aus der Narkose auf, sie wurde weiterhin mit Infusionen und Magenschutz therapiert, ein Antibiotikum wurde bereits während der Narkose ergänzt. Sie begann bereits am nächsten Tag mit Appetit ihr Diätfutter zu fressen, die Operationswunde verheilte sehr schön. Lilo zeigte in den ersten Tagen nach der Operation noch eine erhöhte Körpertemperatur, die sich aber auf weitere Infusionstherapie besserte. Der Besitzer wurde darüber aufgeklärt, dass er den Kotabsatz der Katze von nun an sehr genau beobachten musste, da ein fehlender Kotabsatz auf Darmbewegungsstörungen bzw. Verklebungen an der Operationsstelle hinweisen könnte.

Darmfremdkörper sind bei jungen Katzen relativ häufig anzutreffen, durch den großen Spieltrieb werden Spielzeuge, Fäden, aber auch andere kleine Gegenstände gerne aufgenommen. Aber auch bei älteren Semestern kommt eine Fremdkörperaufnahme immer wieder vor. Wenn der Fremdkörper sehr groß ist und den Darm verlegt, werden relativ rasch Symptome wie Erbrechen, mangelnder Appetit und fehlender Kotabsatz sichtbar, bei kleinen oder fadenförmigen Fremdkörpern können die Symptome sehr schwach ausgeprägt sein oder sogar gänzlich fehlen. Hier kann es dann zu einer Durchschneidung des Darmes mit darauffolgendem Austritt von Darminhalt in die Bauchhöhle kommen. Dadurch kommt es häufig zu einer Bauchfellentzündung, die tödlich verlaufen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Fremdkörper bei Katzen eine oft sehr tückische Erkrankung darstellt, die aber, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, gute Heilungschancen für die Katze aufweist.

Bissverletzung beim Hund: Pudelmischling Daisy. | 28.03.2014

Die siebenjährige Daisy wurde uns vorgestellt, weil sie ein paar Stunden zuvor in der Hundezone von einem anderen Hund gebissen worden war. Aufgrund Daisys Haarkleid - sie ist ein Pudelmischling - war die Schwere der Verletzung auf den ersten Blick nicht sichtbar, es zeigte sich lediglich eine Stelle auf dem Rücken, an der das Fell nass und verklebt war.

Beim Ausrasieren wurde das Ausmaß der Verletzung sichtbar. Ein Einbiss mit etwa einem halben cm Durchmesser, der von einem 4-5cm großen Bluterguss umgeben war. In solchen Fällen ist es immer wichtig, nach dem Gegenbiss zu suchen, also nach dem Abdruck bzw. dem Einbiss des zweiten Eckzahnes des anderen Hundes. Daisy hatte aber Glück im Unglück, anscheinend hatte sie ihr Rivale nur mit der Hälfte des Maules zu fassen bekommen.

Da Daisy nicht nüchtern war, was für eine Narkose nötig gewesen wäre, wurde ein konservativer Therapieversuch gestartet. Die Wunde wurde gereinigt und ausführlich mit einer desinfizierenden Wundlösung gespült. In die Wunde selbst wurden antibiotische Kegel instilliert. Daisy erhielt ein Breitbandantibiotikum und ein Schmerzmittel injiziert. Die Besitzerin wurde angewiesen, die Wunde mehrmals täglich zu kontrollieren und zu spülen. Leider zeigte sich bei der Kontrolle, dass der Teil der Wunde, der von dem Bluterguss betroffen war, abzusterben begann. Also wurde der Besitzerin eine chirurgische Sanierung der Wunde vorgeschlagen. Daisy wurde in Narkose gelegt, die Wunde großzügig bis ins gesunde Gewebe umschnitten und aufgrund der Größe mit Stahlnähten adaptiert. Es wurde eine Drainage eingenäht, um die Wundflüssigkeit abzuleiten.

Bei den Kontrollen in den nächsten Tagen zeigte Daisys Wunde eine sehr gute Heilungstendenz, der Drain konnte nach drei Tagen entfernt werden. Die Wunde heilte von nun an komplikationslos ab, die Nähte wurden nach 10 Tagen gezogen. Daisy erhielt bis nach der Nahtentfernung weiterhin Breitbandantibiotika.

In Daisys Fall zeigt sich, wie wichtig auch bei harmlos aussehenden Bissverletzungen eine rasche Kontrolle durch den Tierarzt ist, um tiefgreifende Infektionen zu verhindern. Denn auch diese harmlos aussehenden Bissverletzungen entzünden sich aufgrund der Bakterienflora in der Maulhöhle der Tiere sehr rasch.

Bissverletzungen, die erst nach ein paar Tagen dem Tierarzt vorgestellt werden, bedürfen in der Regel einer ausführlichen chirurgischen Versorgung mit langen Nachbehandlungszeiten. In vielen Fällen muss mit einer bakteriologischen Untersuchung der Keim, der die Entzündung verursacht, identifiziert werden. Danach wird ein passendes Antibiotikum ausgewählt.

Oft kann durch eine rasche Versorgung und antibiotische Abdeckung eine Chirurgie vermieden werden.

Wenn´s juckt: Ohrmilben bei der Katze | 21.02.2014

Die drei Monate alte Hauskatze Sputnik wurde uns vorgestellt, weil er seit einigen Tagen starken Juckreiz an den Ohren zeigte. Sputnik wurde von den Besitzern von einem Bauernhof in der Steiermark als Partner für die zweijährige Katze Lilly abgeholt.

Lilly hingegen hatte keinen Juckreiz und kam deswegen nicht mit in die Ordination.

Bei der Untersuchung zeigten sich Sputniks beide Ohren mit schwarzen, bröckeligen Massen verschmutzt. Mit dem Otoskop waren weiters in beiden Ohren eine große Zahl an weißen, kleinen Insekten erkennbar, die schnell vom Licht des Otoskops weghuschten. Die mikroskopische Untersuchung des schwarzen Sekrets bestätigte schließlich den Verdacht:

Bei Sputnik konnten Ohrmilben (Otodectes cynotis) nachgewiesen werden.

Ohrmilben sind sehr häufige Parasiten bei Katzen - grundsätzlich sind die Ohrmilben der Katze auch auf Hunde übertragbar. Die Infektion entsteht immer durch direkten Kontakt, die Krankheit ist hoch ansteckend.

Sehr oft werden die Milben von der Mutterkatze auf die Jungtiere übertragen. Die Milben ernähren sich von Gewebsflüssigkeit und abgestorbenen Hautzellen, durch die Entzündung kommt es zu einem oft sehr ausgeprägten Juckreiz. Durch das Kratzen wird die Haut im Ohr- und Gesichtsbereich häufig verletzt und es kommt zu sekundären Infektionen mit Bakterien.

Die Behandlung erfolgt mit einem Wirkstoff, der auf die Haut im Nacken aufgetropft (Spot-on) wird, z. B. Selamectin (Stronghold). Von dort zieht er in die Haut ein und wird über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt. Diese Behandlung ist sehr wirkungsvoll und angenehm für die Patienten, weil Lokalbehandlungen an den Ohren im Akutstadium sehr schmerzhaft sind. Sobald die Milben in Kontakt mit dem Mittel kommen, sterben sie ab.

Bei einem Milbenbefall müssen immer alle Katzen und Hunde des Haushalts und alle Kontakttiere behandelt werden, da infizierte Tiere nicht immer Symptome zeigen müssen und sie dann die anderen Tiere des Haushalts nach erfolgter Therapie wieder infizieren.

Oft müssen zusätzlich, oder einige Tage nach Verabreichung des Spot –on, Ohrreinigungen mit einem Ohrreiniger durchgeführt werden, um das bröckelige Sekret aus den Ohrgängen zu entfernen. Bei sekundären Infektionen sollten Antibiotika verabreicht werden, um die Entzündung - und die dadurch entstehenden Schmerzen - zu bekämpfen. Eine Therapie mit dem Mittel gegen Parasiten sollte immer mehrere Monate abdecken, da die Milben mehrere Wochen in der Wohnung überleben können.

Sputnik bekam Stronghold dreimal im Abstand von drei Wochen im Nacken aufgetropft, er benötigte nur einmal eine Ohrreinigung, sämtliche Symptome verschwanden im Laufe der zweiten Behandlungswoche.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass eine Ohrentzündung durch Ohrmilben eine sehr häufige Erkrankung bei jungen Katzen darstellt, die aber, wenn sie konsequent behandelt wird, sehr rasch zurückgedrängt werden kann.

Kater Merlin und die Zähne | 24.01.2014

FORL und Zahnstein bei der Katze

Der 7jährige Kater Merlin wurde uns mit vermindertem Appetit, starkem Maulgeruch und vermehrtem Speicheln vorgestellt. Die Besitzer berichteten, dass er immer wieder zum Futternapf geht, das Futter aber nur sehr zögerlich nimmt und es nach ein paar Bissen stehen lässt.  Bei der klinischen Untersuchung stellten wir fest, dass Merlin deutlich abgenommen hatte. Merlins Zahnfleisch war im gesamten Maul stark entzündet und seine Zähne waren von Zahnstein vollständig bedeckt. Bei der kleinsten Berührung blutete das Zahnfleisch. Fressen und Kauen waren daher sehr schmerzhaft. Die Untersuchung der restlichen Organsysteme und eine Blutuntersuchung waren ohne Auffälligkeiten.

Eine Maulhygiene in Narkose war für Merlin dringend notwendig. Zuerst wurde der Zahnstein mit Ultraschall entfernt. Danach konnte man die Zähne erstmals beurteilen.

Es zeigte sich, dass sämtliche Zähne kleine Sprünge und Löcher aufwiesen. Viele Zähne waren teilweise ausgebrochen. Aufgrund dieser Veränderungen wurde die Diagnose FORL (= Feline odontoklastische resorptive Läsionen) gestellt.

Diese Erkrankung der Zähne kommt bei Katzen relativ häufig vor. Da der Krankheitsverlauf bei Merlin schon weit fortgeschritten und jeder Zahn betroffen war, entschieden wir uns für eine Totalextraktion aller Zähne. Die verbliebenen Wurzelreste der abgebrochenen Zähne wurden ebenfalls entfernt. Nach der Operation bekam Merlin Antibiotika, Schmerzmittel und Magenschutz für 10 Tage. Er hat bereits am Tag nach seiner Operation mit Appetit zu fressen begonnen und zeigte ein bereits deutlich besseres Allgemeinbefinden.

Bei der Abschlusskontrolle nach 14 Tagen waren die Extraktionswunden gut verheilt, das Zahnfleisch war nicht mehr gerötet. Es war auf Druck nicht mehr schmerzhaft, der Maulgeruch und Speichelfluss hatten sich wieder normalisiert. Merlin hatte bereits wieder Gewicht zugelegt und machte einen rundum zufriedenen Eindruck. 

Die Ursache der Erkrankung ist nicht vollständig geklärt. Am wahrscheinlichsten erscheint eine Kombination aus Entzündungsreaktionen, Bakterien und Viren, die zur Zahnfleischentzündung führen. Es werden Zellen aktiviert, die die Zahnsubstanz angreifen und auflösen. Die Erkrankung bleibt lange unbemerkt, da sie einerseits im Wurzelbereich beginnt, andererseits die Katzen eine sehr hohe Schmerzgrenze zu haben scheinen. Symptome sind zaghaftes Fressen, Verweigern des Futters, stinkender Maulgeruch und vermehrtes Speicheln. Im frühen Stadium sind meist nur einige Zähne betroffen. Erkrankte Zähne sollten immer gezogen werden, da sie früher oder später abbrechen. Das entzündete Zahnfleisch wächst über die abgebrochenen Zahnspitzen.

Für die Besitzer ist die Erkrankung in diesem Stadium schwer zu erkennen. Aber die unter dem Zahnfleisch befindlichen Zahnreste sorgen für weitere Entzündungsreaktionen und verursachen die Schmerzhaftigkeit beim Kauen.

Entzündetes Zahnfleisch ist immer ein ernst zu nehmendes Symptom. Durch die Entzündung gelangen stetig Bakterien in die Blutbahn, die zu schweren Folgeerkrankungen führen können. Herzmuskelerkrankungen und Nierenerkrankungen sind mögliche Komplikationen.

Bei braven Katzen ist regelmäßiges Zähneputzen die beste Vorbeugung gegen Zahnerkrankungen. Es gibt auch spezielle Trockenfutter, die durch große Kroketten das Kauen und damit die Zahnreinigung fördern. Durch jährliche tierärztliche Kontrollen können Erkrankungen der Maulhöhle und Zähne frühzeitig erkannt und therapiert werden. Zahnstein soll, wenn vorhanden, so rasch wie möglich entfernt werden, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu erhalten.

Gerne informieren wir Sie über geeignete Futtermittel, Zahnpasten und –bürsten und zeigen Ihnen, wie Sie das Maul ihrer Katzen und Hunde optimal pflegen können!

 

Gebärmuttertumor beim Kaninchen | 07.01.2014

Das sechsjährige Widderkaninchen Leni wurde uns vorgestellt, weil sie vermehrt rötlichen Harn abgesetzt hatte. Da Kaninchen sehr oft Harngrieß haben, wurde ein Röntgen angefertigt. Am Röntgen zeigte sich, dass Lenis Gebärmutter vergrößert war. Daraufhin wurde ein Ultraschall durchgeführt, es zeigte sich deutlich eine große, knotige Veränderung am Uterus, die auf die Blase drückte. Dadurch kam es zu einer Blasenreizung, die Lenis veränderten Harnabsatz erklärte. Es wurde der Verdacht Gebärmuttertumor gestellt, eine Kastration mit Entfernung des veränderten Organes wurde angeraten.

Leni wurde kastriert, die stark veränderte Gebärmutter wurde im Muttermund abgesetzt, die Eierstöcke wurden entfernt. Während der Kastration erhielt Leni durch einen Venenzugang am Ohr ständig Infusionsflüssigkeit.

Am nächsten Tag zeigte sie noch verminderten Appetit, der auf eine Störung der Darmperistaltik zurückzuführen war. Sie sprach auf die durchgeführte Therapie mit Infusionen, Fütterungen und Medikamenten, die die Peristaltik fördern, gut an und erholte sich rasch.

Gebärmuttertumore treten bei weiblichen Kaninchen sehr oft auf. Etwa die Hälfte aller weiblichen Kaninchen über 4 Jahre hat bereits Veränderungen an der Gebärmutter, mit zunehmendem Alter entarten diese anfangs oft gutartigen Veränderungen in bösartige Tumore. Weibliche Kaninchen, die oft ein Nest bauen, sind durch die hormonellen Schwankungen besonders anfällig für diese Erkrankungen.

Die Symptome bleiben oft relativ lange unbemerkt, oft ist ein Gewichtsverlust das einzige Symptom. Zusätzlich können blutiger Ausfluss, blutiger Harn oder ein vergrößertes Bäuchlein auffallen. Besitzer berichten oft von einem aggressiven Verhalten des Kaninchens. Durch die Größenzunahme der Gebärmutter werden oft andere Organe in ihrer Funktion gestört, so kommt es zum Beispiel durch Verdrängung des Magens zu Appetitlosigkeit.

Wenn die Erkrankung fortschreitet, sind Metastasen in der Lunge und in anderen Organen möglich.

Da das Narkoserisiko bei Kaninchen von Grund auf etwas höher ist, und natürlich mit zunehmendem Alter und Fortschreiten der Krankheit weiter zunimmt, ist die Operation natürlich immer mit einem Risiko verbunden.

Grundsätzlich ist zu überlegen, ob man weibliche Kaninchen nicht bereits prophylaktisch in jungen Jahren kastrieren sollte, um bösartige Gebärmutterveränderungen im Alter zu verhindern.

Unser Fall des Monats - Portosystemischer Shunt bei einer Katze | 21.11.2013

Die sechs Monate alte Leia wurde uns vorgestellt, weil den Besitzern zuhause ein verändertes Verhalten und ein seltsames Gangbild aufgefallen war. In der Nacht davor hörten die Besitzer eine der zwei Katzen im Haushalt laut aufschreien.

Bei der Untersuchung stellten wir fest, dass Leia innerhalb von kurzer Zeit erblindet war, außerdem zeigte sie ausgeprägte Lähmungserscheinungen der Beine. Bei der neurologischen Untersuchung zeigte sich, dass die Blindheit nicht vom Auge ausging, sondern vom Gehirn, das für die Verarbeitung der Sinnesreize verantwortlich ist.

Es wurde vermutet, dass die Katze in der Nacht einen epileptischen Anfall gehabt hatte, der oft eine zentrale Blindheit zur Folge hat, die in den meisten Fällen aber schnell wieder vergeht. Es wurde geraten, eine Magnetresonanztomographie des Gehirns und eine Gehirnflüssigkeitsanalyse durchzuführen, um den Grund für die neurologischen Symptome zu finden. Parallel dazu wurde ein ausführlicher Blutcheck durchgeführt, um Störungen der inneren Organe als Ursache für die Symptome auszuschließen-und hier wurden wir fündig. Es zeigte sich, dass die Gallensäuren von Leia stark erhöht waren, dies ist ein deutlicher Hinweis für eine Leberfunktionsstörung, einen sogenannten Shunt.

Die Leber ist ein enorm wichtiges Entgiftungsorgan, sie filtert schädliche Abbauprodukte des Körpers und baut sie ab bzw. sorgt dafür dass sie ausgeschieden werden. Bei einem Shunt sind zwei große Gefäße miteinander verbunden, die normalerweise voneinander getrennt sind, das Blut wird nicht zur Entgiftung in die Leber geleitet, sondern fließt durch die Gefäßverbindung ungefiltert weiter. Diese nicht entsorgten schädlichen Abbauprodukte sind die Ursache für die neurologischen Symptome und die Krampfanfälle, der Körper vergiftet sich quasi selber. Da vor allem Eiweißprodukte abgebaut werden, sind die Symptome nach einer Mahlzeit oft schlimmer, im leichtesten Fall sind die Tiere nach einer Mahlzeit nur müde, im schlimmsten Fall können sie sogar ins Koma fallen.

Die Diagnose wurde in Leias Fall mittels Ultraschall gesichert, die abnorme Verbindung zwischen den Gefäßen konnte bildlich dargestellt werden.

Der Grundpfeiler der Therapie ist eine gute Leberdiät, die eiweißarm sein sollte, die Qualität des Eiweißes sollte sehr hoch sein. Durch Anregung der Darmpassage (z.B. mit Flohsamen oder Lactulose) gelangt noch weniger schädliches Eiweiß in den Blutkreislauf. Oftmals ist es auch nötig, mittels Antibiotika die eiweißspaltende Darmflora zu minimieren.

Falls diese Form der Therapie nicht anschlägt, kann versucht werden, das Problem chirurgisch zu lösen, indem die abnorme Gefäßverbindung langsam geschlossen wird. Diese Methode birgt aber sehr viele Risiken und kann auch nur bei bestimmten Arten des Shunts durchgeführt werden.

Leia sprach sehr gut auf die Therapie mit Leberdiät und Peristaltikanregung an, sie erholte sich rasch und ist momentan symptomlos.

 

Unser Fall des Monats im Oktober - Niereninsuffizienz bei der Katze | 28.10.2013

Der zehnjährige Freigänger Kater Benny wurde bei uns vorgestellt, weil er zunehmend weniger fraß und Erbrechen zeigte. Den Besitzern war ein Gewichtsverlust von einem halben Kilogramm aufgefallen.

Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich, dass Benny ausgetrocknet war, seine Augäpfel waren eingefallen. Sein vorderer Bauchbereich war ihm unangenehm, er hatte kein Fieber.

Wir führten eine Blutuntersuchung durch, bei der sich zeigte, dass Bennys Nierenwert erhöht war. Die restlichen Blutparameter waren in der Norm. Leider konnte kein Harn gewonnen werden, da die Blase des Katers winzig war, da er anscheinend kurz davor Harn abgesetzt hatte. Es wurde eine stationäre Aufnahme mit Infusionstherapie in die Vene empfohlen, um die Nierenleistung wieder zu verbessern. Eine Therapie mit einem blutdrucksenkenden Mittel, einem Magenschutz und einem Mittel gegen Erbrechen wurde begonnen. Nach zwei Tagen Infusion waren Bennys Nierenwerte wieder normal, er zeigte kein Erbrechen mehr und fraß mit Appetit das angebotene Nierendiätfutter.

Eine regelmäßige Kontrolle der Nierenwerte und Infusionskuren wurden angeraten, um eine Verschlechterung rechtzeitig zu erkennen bzw. zu verhindern.

Die Niereninsuffizienz ist eine sehr häufige Erkrankung mittelalter und alter Katzen, die in den meisten Fällen nicht heilbar ist. Leider zeigen Katzen erst relativ spät Symptome, meist ist die Erkrankung dann schon fortgeschritten. Oft fällt als Erstes ein vermehrtes Trinken auf, Fressunlust, Erbrechen und Durchfall sind weitere mögliche Symptome.

Bei der Blutuntersuchung fallen meist erhöhte Nierenwerte auf, im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zeigen sich oft eine Blutarmut und ein erhöhter Phosphatwert.

Die Eckpfeiler einer guten Therapie beinhalten Infusionen, welche am besten in die Vene verabreicht werden, bei Bedarf sollte ein blutdrucksenkendes Mittel angewendet werden, welches die Nierendurchblutung positiv beeinflusst. Ein Magenschutz sollte in der Phase des Erbrechens verabreicht werden, um die begleitende Magenschleimhautentzündung zu therapieren. Wesentlich bei der Therapie ist die Verabreichung eines Nierendiätfutters, hier stehen mittlerweile sehr viele verschieden Sorten und Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Diese haben den großen Vorteil, relativ wenig aber hochwertiges Eiweiß zu enthalten, und weisen einen niederen Phosphatgehalt auf. Falls trotz allem kein Nierendiätfutter den Geschmack der Katze trifft, gibt es Medikamente, die man dem gewohnten Futter zusetzen kann, um es für die Niere weniger belastend zu machen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Niereninsuffizienz der Katze eine sehr häufige Erkrankung der Katze ist, die – frühzeitig erkannt und intensiv therapiert- gut behandelt werden kann. So kann ein Fortschreiten der Krankheit lange verhindert werden.

Unser Fall des Monats im Juli - Morbus Cushing beim Hund | 28.07.2013

Die 15-jährige Jack Russel Hündin „Fly“ wurde uns wegen anhaltendem
Durchfall vorgestellt. Bei der Untersuchung zeigten sich außerdem eine (laut
Besitzerin schnell voranschreitende) Linsentrübung, ein vergrößerter,
durchhängender Bauch und eine dunkle Verfärbung der Haut, vor allem im
Bauchbereich.
Bei der Blutuntersuchung waren das Cholesterin und die Leberwerte stark erhöht.
Fly wurde von uns wegen dem Durchfall mit Infusionen und Diätfutter behandelt,
gleichzeitig stellten wir die Verdachtsdiagnose „Morbus Cushing“.
Beim Cushing sind typische Symptome viel Appetit und vermehrtes Trinken,
vermehrtes Harnlassen, ein dicker Bauch, Linsentrübung und Dunkelverfärbung der
Haut.
Fly zeigte zwar nicht alle diese Symptome aber die weiterführenden
Untersuchungen bestätigten uns die Diagnose. Leider ist Morbus Cushing nicht
ganz leicht zu diagnostizieren, es gibt verschiedene Testverfahren die aber nicht
immer alle positiv ausfallen müssen.
Wir fangen deshalb immer mit einer Morgenharnuntersuchung an, dieses Verfahren
ist für den Hund stressfrei und leicht durchzuführen. Bei einem negativen
Ergebnis kann man Cushing mit ziemlich großer Sicherheit ausschließen, bei
einem positiven Ergebnis muss man weitere Bluttests durchführen um die Diagnose
abzusichern.
Die Ursache der Erkrankung liegt in einer gesteigerten Kortisolproduktion in
den Nebennieren (das sind kleine, hormonproduzierende Organe, die direkt neben
den Nieren liegen). Entweder passiert dies durch einen Tumor in den Nebennieren (periphere Form), oder durch eine gesteigerte Stimulation aus der Hypophyse (zentrale Form).
Therapeutisch kann man bei einem Nebennierentumor diesen chirurgisch entfernen
oder mit einem Medikament die gesteigerte Produktion hemmen.
Bei Fly wurde die Therapie mit „Vetoryl“ gestartet, anfangs zeigte sie als
Nebenwirkung wieder Durchfall, beim 2. Versuch klappte es aber besser. Wichtig
ist eine regelmäßige Therapiekontrolle mittels Bluttest, um die Dosierung
anzupassen. Bis auf die Linsentrübung können sich unter Therapie alle Symptome
des Cushings deutlich verbessern.

Unser Fall des Monats im Juni - Hodentumor beim Hund | 24.06.2013

Der 11 jährige Spitzmischling „Gigi“ wurde uns von seiner Besitzerin wegen einer Schwellung im Leistenbereich vorgestellt. 
Gigi war von Geburt an „Kryptorchide“ - das bedeutet, dass ein Hoden nicht ganz in den Hodensack abgestiegen war. Dieser liegt dann entweder noch im Bauchraum oder, wie bei Gigi, in der Leistengegend. Hoden, die nicht ganz im Hodensack liegen, sind meistens kleiner aber neigen dazu tumorös zu entarten. Deswegen empfehlen wir solche Tiere jung kastrieren zu lassen.
 Bei Gigi wurde dies nicht gemacht, die Schwellung stellte sich als Hodentumor heraus.
Die beste Vorgehensweise ist die chirurgische Entfernung beider Hoden. Die OP verlief ohne Komplikationen und Gigi erholte sich gut.
Bei der mikroskopischen Untersuchung des Hodentumors wurde die Diagnose „Leydig-Zell Tumor“ gestellt. Diese Art Tumor bildet sich aus dem Bindegewebe im Hoden und metastasiert glücklicherweise selten. Es empfiehlt sich aber trotzdem die Operation so schnell wie möglich anzusetzen da viele Hodentumore auch sogenannte "Mischtumore" sind, das heißt sie können gut- und bösartige Areale enthalten.

Unser Fall des Monats im Mai - Milztumor beim Hund | 27.05.2013

Der 5jährige Rauhaardackel-Rüde "Moritz" wurde uns vorgestellt, weil seiner Besitzerin eine Vorwölbung am Bauch aufgefallen war.

Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich sonst keine Auffälligkeiten, auch die Blutuntersuchung war in Ordnung. Bei einem Bauchultraschall stellten wir eine c.a. 5x6cm große Zubildung, ausgehend von der Milz, fest. Die restlichen Organe zeigten sich ohne Besonderheiten. Auch ein Lungenröntgen für die Abklärung von etwaigen Metastasen war unauffällig.

Als mögliche Ursachen für lokale Umfangsvermehrungen von der Milz kommen Blutergüsse nach einem Trauma sowie gut- und bösartige Tumore in Betracht. Die Therapie erfolgt durch eine komplette Entfernung der Milz mit anschließender histologischen Untersuchung des Gewebes. Die Gefahr bei einem nicht entdeckten Milztumor ist immer eine plötzliche Blutung in den Bauchraum, bei der die Hunde akut versterben können.

Moritz wurde also von uns operiert und die Milz entfernt. Bei der histologischen Untersuchung im Labor wurde der Verdacht auf einen Rundzelltumor gestellt. Das bedeutet für Moritz, dass regelmäßige Kontrolluntersuchungen von Bauchraum und Lunge wichtig sind um etwaige Neubildungen schnell zu erkennen. Wenn es vom Besitzer gewünscht wird, kann auch eine Chemotherapie oder Bestrahlung als weitere Therapie erfolgen. Dafür überweisen wir unsere Patienten auf die Onkologie der Vetmed Uni Wien.

Moritz erholte sich schnell von dem Eingriff und zeigte bis jetzt (zwei Monate noch der OP) keine weiteren Krankheitszeichen. Prinzipiell können Hunde gut ohne Milz leben, es besteht aber eine gewisse Infektanfälligkeit, daher sollte man bei Krankheitssymptomen schnell reagieren und einen Tierarzt aufsuchen.

Unser Fall im April - Sepsis bei einer Griechischen Landschildkröte | 02.04.2013

Die griechische Landschildkröte Ella wurde uns vorgestellt, weil der Besitzerin rote Flecken an der Panzerunterseite aufgefallen waren. Ella war gerade aus der Winterruhe erwacht und war bei gutem Appetit. Bei der Untersuchung zeigten sich ausgedehnte rote Flecken an der Panzerunterseite, die bei Schildkröten auf eine Sepsis (Blutvergiftung) hinweisen.

Oftmals entsteht eine Sepsis durch Probleme, die bereits vor dem Einwintern im Herbst bestehen, wie zum Beispiel ein nicht behandelter Parasitenbefall oder latente Infektionen mit Herpesviren oder Bakterien. Häufig sind diese Erkrankungen der Grund, warum Schildkröten aus der Winterruhe nicht mehr aufwachen. Aber auch in der Zeit nach der Winterruhe, in der das Immunsystem noch geschwächt ist, können diese Erreger zu Problemen führen.
In Ellas Fall konnten wir einen hochgradigen Parasitenbefall im Darm feststellen. Durch die Parasiten wird die Darmschleimhaut geschädigt, und es ist für Bakterien ein Leichtes, diesen zu durchdringen und sich im Körper auszubreiten.

Da Ella noch munter und bei Appetit war, wurde von einer stationären Aufnahme vorerst abgesehen. Die Schildkröte wurde mit Infusionen, Antibiotika und einem Wurmmittel behandelt. Zweimal tägliche Bäder wurden zuhause von der Besitzerin durchgeführt. Das Allgemeinbefinden von Ella blieb konstant gut, und die roten Flecken begannen zu verblassen.

Bei Schildkröten ist es wichtig, den Kot regelmäßig auf Parasiten untersuchen zu lassen, um rechtzeitig mit Entwurmungsmitteln gegensteuern zu können. Vor der Einwinterung sollte die Schildkröte dem Tierarzt vorgestellt werden, um Infektionen noch vor der Winterruhe zu bekämpfen.

Unser Fall im März - Eierstockzysten beim Meerschweinchen | 20.03.2013

Das 3-jährige Glatthaarmeerschweinchen "Nele" wird uns von seinem Frauchen regelmäßig zur Zahnkontrolle und zum Krallenschneiden vorgestellt. Bei einer dieser Routineuntersuchungen tasteten wir im Bauch eine Umfangsvermehrung, die sich ganz typisch für eine Eierstockzyste anfühlte. Diese können beim Meerschweinchen mehrere Zentimeter groß werden und einseitig oder beidseitig auftreten. Ab einer gewissen Größe können Sie durch Verdrängung anderer Organe zu Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen führen.

Bei Nele warteten wir zunächst ab da die Zyste nur einseitig war und sie nicht zu stören schien. Nach einigen Wochen tastete man allerdings auf der anderen Seite auch eine Zyste und Nele zeigte Zuhause Zeichen von Bauchschmerz.

Es gibt verschiedene Therapieansätze für die Behandlung von Eierstockzysten beim Meerschweinchen, die effektivste ist die chirurgische Entfernung. Alternativ kann man die Zysten auch von außen abpunktieren oder hormonell behandeln, leider kommen sie aber immer wieder. Wir entschieden uns also für die chirurgische Entfernung beider Eierstöcke samt Zysten. Trotz des relativ hohen OP-Risikos verlief der Eingriff nach Plan und Nele konnte am gleichen Tag wieder nach Hause entlassen werden.

Im Bild zu sehen ist eine der Zysten samt entfernten Teil der Gebärmutter. Im Größenvergleich kann man sich vorstellen wieviel Raum 2 solche Zysten in einem kleinen Meerschweinchenbauch einnehmen.

Unser Fall im Februar - Diabetes mellitus bei der Katze | 27.02.2013

Der 9-jährige Europäisch Kurzhaar Kater "Cole" wurde uns wegen vermehrtem Trinken und seltsamen Gangbild vorgestellt. Er konnte seine Hinterbeine nicht mehr aufrecht halten und ging so statt auf den Pfoten auf seinen Fersen (siehe Bild). Bei der Blutuntersuchung stellten wir einen Zuckerwert von fast 500mg/dl fest, der Normalwert sollte 150mg/dl nicht überschreiten.
Durch längere Erhöhung des Blutzuckers kommt es zu einer Nervenschädigung, die dann zu dem typischen Fersen-Gangbild führt. Meistens sind diese Nervenschädigungen aber reversibel und das Gangbild normalisiert sich nach einiger Zeit wieder wenn der Blutzuckerspiegel gut eingestellt ist.

Cole ist ein typischer Vertreter für Diabetes mellitus Patienten in der Kleintierpraxis.
Genauso wie beim Menschen gibt es bei Tieren 2 Arten von Diabetes mellitus - den Typ 1 Diabetes und den Typ 2 Diabetes. Bei Katzen ist der Typ 2 Diabetes, in der Humanmediziner auch Altersdiabetes genannt, häufiger. Dieser entsteht oft bei Wohnungskatzen, die durch wenig Bewegung und fülliges Futterangebot zu Übergewicht neigen. Der Körper produziert bei diesen Patienten nicht ausreichend Insulin, die Therapie besteht aus täglichen Insulin-Injektionen.
Orale Antidiabetika reichen im Gegensatz zur Humanmedizin nicht aus.

Da es Cole sonst gut ging und die restliche Blutuntersuchung unauffällig war, durfte er nach einem Tag stationärer Behandlung wieder nach Hause. Während seinem stationären Aufenthalt wurde von uns mit der Insulintherapie begonnen und eine Tageskurve der Blutglukose-Werte erstellt. Dies sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden damit die Insulindosierung überprüft und angepasst werden kann.

Cole ist nun, nach einigen Wochen Therapie gut eingestellt und bekommt 2x täglich Zuhause Insulin gespritzt. Eine Therapie des Diabetes zahlt sich übrigens immer aus, in über 50% der Fälle kann es nach einiger Zeit zur Remission kommen (das heißt der Blutzuckerspiegel normalisiert sich wieder so, dass die Tiere kein Insulin mehr benötigen).

Unser Fall im Jänner - Blasenstein beim Kaninchen | 11.01.2013

Zwergkaninchen "Donald" wurde uns vorgestellt weil er seit einigen Tagen beim Harnabsatz fiepte und in der Genitalregion nasses Fell hatte. Bei der klinischen Untersuchung war ihm das Abtasten der Blase unangenehm, aber durch leichtes Drücken war es uns trotzdem möglich eine Harnprobe zu gewinnen. Diese zeigte viele Entzündungszellen und Calcium-Kristalle. Beim anschließenden Röntgten wurde der Grund klar - ein Blasenstein, der fast die ganze Harnblase ausfüllte.

Donald musste operiert werden, für die Narkose bekam er einen Venenzugang (der beim Kaninchen übrigens in die Ohrrand-Vene gesetzt wird) und gleichzeitig entnahmen wir eine Blutprobe um die Nierenwerte zu kontrollieren. Glücklicherweise hatte Donald's Familie schnell genug reagiert und seine Niere war noch nicht geschädigt. Der Blasenstein wurde komplett entfernt und die Harnröhre anschließend mittels Katheter gut durchgespült.

Trotzdem die Blasenschleimhaut sehr in Mitleidenschaft gezogen war und auch die Harnleiter (die Verbindung von den Nieren zur Harnblase) gestaut waren, erholte sich Donald schnell. Er bekam Zuhause entzündungshemmende Schmerzmittel und Antibiotika und war schon nach ein paar Tagen wieder ganz der Alte!
Bei Kaninchen die zu Harnsteinen neigen, ist es wichtig auf eine calciumarme Ernährung zu achten um Rezidive zu vermeiden.

Unser Fall im Dezember - Pankreatitis der Katze | 05.12.2012

"Tinkabel" ist eine 7jährige Hauskatze, die uns wegen fehlendem Appetit und Erbrechen vorgestellt wurde. Bei der Untersuchung zeigte sie große Bauchschmerzen und Übelkeit bei Druck auf die Magengegend. Das Röntgen von ihrem Bauch war unauffällig aber bei der Blutuntersuchung fiel ein Schnelltest auf Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) positiv aus.
Dieser Schnelltest ist erst seit einigen Jahren auf dem Markt und ermöglicht eine Diagnose sofort in der Praxis, was mit "Routine-Blutwerten" leider nicht möglich ist.

Die Behandlung der Bauchspeicheldrüsenentzündung bei Katzen ist oft langwierig und besteht aus verschiedenen Aspekten. Einerseits der Flüssigkeitstherapie mittels Infusionen, am besten direkt in die Vene über einen längeren Zeitraum (was einen stationären Aufenthalt erfordert), andererseits schmerzstillenden Medikamenten und einem Magenschutz.
Bei starkem Erbrechen sollten zuätzlich Medikamente gegen Übelkeit verabreicht werden. Entgegen früherer Meinung ist ein Nahrungsentzung nur noch bei anhaltendem Erbrechen indiziert.
In dieser kritischen Zeit ist es nämlich besonders wichtig den Energiebedarf abzudecken, da es sonst bei Katzen sehr schnell zu Leberschäden kommt. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Nahrung leicht verdaulich ist und einen niedrigen Fettgehalt hat. Bei Tinkabel war es nötig eine Nasenschlundsonde zu setzen da sie auf Fütterung mit großer Abwehr reagierte.

Die Ursachen für Bauchspeicheldrüsenentzündungen bleiben oft ungeklärt, bekannte Auslöser sind fettreiche Mahlzeiten, aufsteigende Infektionen aus dem Dünndarm oder Stress.

Tinkabel wurde bei uns 5 Tage lang stationär mit Fütterungssonde und Infusionen behandelt und fing nach dem 3. Tag schon an wieder selbständig zu fressen. Am Tag der Entlassung zeigte sie keine Bauchschmerzen mehr und wurde mit Medikamenten und Diätfutter in häusliche Pflege übergeben.

Unser Fall im November - Babesiose des Hundes | 07.11.2012

Der 3-jährige Berner Sennenhund "Hugo" wurde uns vorgestellt weil er seit einem Tag matt war, nicht fressen mochte und Fieber hatte.
Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass seine innere Körpertemperatur 40,5° betrug (Normaltemperatur für einen Hund dieser Größe bis 38,5°), sonst waren keine Auffälligkeiten zu finden.
Um abzuklären woher das Fieber kam, wurde ihm Blut abgenommen. Dabei bemerkte man sofort, dass das sonst durchsichtige Serum eine rötliche Farbe hatte. Dies tritt auf wenn die roten Blutkörperchen zerfallen und ihren roten Farbstoff "Hämoglobin" freisetzen.
Unter dem Mikroskop fanden wir dann den Grund dafür - nämlich birnenförmige Parasiten namens "Babesia canis" in den roten Blutkörperchen (Bild siehe oben). Sie werden durch Zecken übertragen und führen nach ca. ein bis fünf Wochen zum Krankheitsausbruch.

"Hugo" wurde sofort das Medikament Imidocarb verabreicht, ein Antiprotozoikum das rasch gegen Babesia canis wirkt. Außerdem bekam er eine Infusion da es bei der Babesiose auch zu Nierenschädigung kommen kann.
Schon am nächsten Tag ging es ihm viel besser, er hatte kein Fieber mehr und begann wieder zu fressen.

Die typischen Zeichen für Babesiose sind bräunlich-roter Harn, Fieber und blasse Schleimhäute. Wie man aber bei unserem Patienten sieht, treten nicht immer alle Symptome gleichzeitig auf und hohes Fieber sollte immer sehr ernst genommen werden.

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